Unter dem Frey-Syndrom (ICD:10 - G50.8 - Sonstige Krankheiten des N. trigeminus) versteht man das Schwitzen definierter Hautareale im Bereich von Kopf und Hals, ausgelöst durch gustatorische Reize wie Kauen, Schmecken oder Abbeißen.
Betroffene Patienten klagen über Schwitzen im Wangenbereich, welches immer dann auftritt, wenn normalerweise Speichel produziert wird. Es dauert meist nur ein bis zwei Minuten nach einem gustatorischen Reiz, bis das Schwitzen auftritt.
Weitere mögliche Symptome sind ein Kribbeln oder Brennen der Haut sowie Rötung und Schwellungsgefühl im betroffenen Hautareal.
Am häufigsten betroffen sind die Versorgungsgebiete des N. auriculotemporalis oder des N. auricularis.
Ursachen
Das Frey-Syndrom tritt auf, wenn die Parotis (Ohrspeicheldrüse) ganz oder teilweise operativ entfernt wurde. Es tritt nicht sofort, sondern erst Monate nach der Schädigung auf.
Auch nach Verletzungen, einer peripheren Fazialisparese oder einer Entzündung der Parotis oder der Glandula submandibularis (Unterkieferdrüse) kann es zur Ausbildung der typischen Frey-Symptomatik kommen.
Weit verbreitet ist die Hypothese, dass nach dem Verlust der Parotis Nervenfasern, die ursprünglich für die Speichelsekretion zuständig waren und nun ihr Zielorgan verloren haben, im Rahmen der Heilung fälschlicherweise einen neuen Nervenkontakt herstellen. Sie innervieren nun die Schweißdrüsen der Haut und bewirken, dass immer, wenn ein Reiz zur Speichelproduktion auftritt, Schweiß abgesondert wird.
Folgeerkrankungen
Es sind keine Folgeerkrankungen bekannt.
Diagnostik
Um das Ausmaß des Schwitzens darzustellen, wird der Jod-Stärke-Test nach Minor durchgeführt. Hierbei wird das Hautareal über der Parotisregion zunächst mit einer jodhaltigen Lösung eingestrichen und anschließend mit Stärkepuder bestäubt. Im Anschluss daran wird etwas zum Essen gegeben, um einen gustatorischen Reiz zu erzeugen. Anhand einer Blaufärbung kann erkannt werden, welches Areal vom gustatorischen Schwitzen betroffen ist.
Therapie
Es gab viele Versuche, das Frey Syndrom zu behandeln, sowohl operativ als auch medikamentös.
Zum einen wurde versucht, sekretorische Nervenfasern zu durchtrennen, um deren Einsprossen in die Schweißdrüsen der Haut zu verhindern.
Eine anderer operativer Ansatz war die räumliche Trennung der Nerven von den Schweißdrüsen der Haut durch Einlagerung von Muskeln, Fascien oder alloplastischem Material.
Mittel zum Auftragen sind Anticholinergika wie Scopalamin oder Antyhyperhidrotica, die jedoch nur kurzzeitig wirken und immer wieder erneut aufgetragen werden müssen.
Heute hat sich die Injektion von Botulinum-Toxin als eine effektive Therapie erwiesen.
Nach erfolgtem Jod-Stärke-Text wird das betroffene Hautareal markiert und es wird Botulinum-Toxin injiziert. Je nach Studie wird berichtet, dass die Patienten mehr als ein Jahr lang von den Injektionen profitierten, indem die Symptomatik stark geschwächt oder gar nicht mehr auftrat.
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