Eine Alveolitis sicca (von lat. alveolus „Mulde“ und siccus „trocken“; Synonyme: Dolor post extractionem; dry socket; Alveoläre Gangrän; Alveoläre Ostitis; Alveoläre Periostitis; Alveolodentale Periostitis; Alveolitis des Kiefers; Apikale Ostitis; Dry socket; Eiterung des dentalen Periosts; Entzündung der Zahnalveolen; Granuloma apicale; Kieferalveolitis; Trockenes Zahnfach; Trockene Zahnalveole; Zahnfachentzündung; Zahnfachinfektion; ICD-10: K10.3: Alveolitis der Kiefer) kann als Komplikation nach einer Zahnextraktion (Zahnentfernung) entstehen.
Die Häufigkeit der Alveolitis sicca liegt bei ca. 1 %.
Symptome – Beschwerden
Eine Alveolitits sicca verursacht etwa zwei bis vier Tage nach einer Zahnextraktion starke Schmerzen (= dolor post extractionem) im Wundbereich. Das Koagulum (Blutgerinnsel) ist zerfallen oder verloren gegangen, was mit unangenehmen Gerüchen (foetor ex ore) einhergehen kann. Der Knochen liegt frei. Die Wunde ist an den Wundrändern mitunter gerötet und das Zahnfach erscheint leer oder enthält das aufgelöste, übelriechende Koagulum.
Differentialdiagnosen
Erkrankungen
Mund, Ösophagus (Speiseröhre), Magen und Darm (K00-K67; K90-K93)
- Mund-Antrum-Verbindung (iatrogene – durch den Arzt – bedingte Eröffnung der Kieferhöhle)
Muskel-Skelett-System und Bindegewebe (M00-M99)
- Osteomyelitis (Knochenmarkentzündung)
Ursachen
Nach der Zahnextraktion bildet sich im Wundfach ein Blutkoagulum, welches das leere Zahnfach verschließt. Dadurch wird das Eindringen von Keimen verhindert und das Zahnfach kann ungestört regenerieren.
Geht jedoch das Blutkoagulum verloren oder wird nicht richtig gebildet, so fehlt dieser Schutz und es kommt zur Wundinfektion, die mit starken Schmerzen einhergehen kann.
Auch zu starkes Putzen im Wundbereich kann zum Verlust des Koagels beitragen. Kommt es während der Zahnextraktion nur zu einer geringen Blutung, kann bereits die Bildung des ausreichend großen Blutkoagels ausbleiben.
Weitere Ursachen einer Alveolitis sicca sind:
Verhaltensbedingte Ursachen:
- Genussmittelkonsum
- Alkohol (Frau: > 20 g/Tag; Mann > 30 g/Tag)
Krankheitsbedingte Ursachen:
- Nicht vollständig entfernter Zahn bei:
- apikaler Parodontitis (Entzündung an der Wurzelspitze eines Zahnes)
- odontogene Zyste (Zysten im Kieferbereich)
Folgeerkrankungen
Es sind keine Folgeerkrankungen bekannt.
Diagnostik
Die Diagnose wird anhand der Symptomatik und des klinisch typischen Erscheinungsbildes gestellt. Eine Schmerzsymptomatik, die sich erst einige Tage nach Zahnextraktion bei leerer Extraktionsalveole einstellt, macht die Diagnosestellung einfach.
Therapie
Die trockene Alveole muss in einem kleinen Eingriff unter Lokalanästhesie (örtlicher Betäubung) behandelt werden. Dabei wird nekrotisches Gewebe entfernt und die Wunde wird angefrischt.
Tamponaden (medikamentöse Einlagen), die desinfizierende und analgesierende (schmerzstillenden) Medikamente enthalten, oder Spülungen mit Antiseptika (Desinfektionsmittel) tragen dazu bei, die Wundheilung zu fördern. Insgesamt kann sich die Therapie über mehrere Wochen hinziehen, auch wenn die starken Beschwerden meist schon nach den ersten Behandlungen beim Zahnarzt nachlassen. Bis zur vollständigen Ausheilung muss der Patient geduldig sein und den Rat seines Zahnarztes befolgen.
Literatur
- Hedstrom L., Sjogren P.: Effect estimates and methodological quality of randomized controlles trials about prevention of alveolar osteitis following tooth extraction: a systematic review. Oral Surgery, Oral Medicine, Oral Pathology, Oral Radiol endod 2007; 103:8-15
- R.S.R. Buch et al.: Dolor post extractionem – Die lokale Therapie der Alveolitis mit medikamentösen Einlagen. zm 95, Nr. 20, 16. Oktober 2005, Seite 54-58