Die Hormone haben vielseitige Aufgaben, um beispielsweise den Stoffwechsel zu regeln und Nachrichten vom Gehirn zu den Organen zu leiten. Hormone haben zudem einen maßgeblichen Einfluss auf unsere Psyche. Da gibt es etwa Serotonin und Dopamin, die unsere Stimmung direkt beeinflussen, oder aber die Sexualhormone, welche die Psyche mancher Frauen beeinflusst in Abhängigkeit davon, an welchem Zyklustag sich diese gerade befindet.
Kann es vor diesem Hintergrund nicht sein, dass die Hormonpille, die von vielen Frauen zur Empfängnisverhütung eingenommen wird, dazu führen kann, dass das weibliche Geschlecht häufiger an einer Depression erkrankt als das männliche Geschlecht?
Wissenschaftler aus Dänemark fanden jetzt heraus, dass die hormonelle Verhütung für das erhöhte Risiko einer Depression verantwortlich sein könnte. Für die Studie wurden über eine Million Mädchen und Frauen im Alter von 15 bis 34 Jahren näher unter die Lupe genommen.
Im Ergebnis zeigte sich, dass die Frauen, die mittels einer Kombination aus Gestagen und Östrogen verhüteten, einem um 20 % erhöhten Risiko unterlagen, an einer Depression zu erkranken, im Vergleich zu denjenigen, die nicht hormonell verhüteten. Gestagen-Pillen ließen die Gefahr um 30 % ansteigen und ein Hormonpflaster erhöhte das Risiko um 50 %. Interessanterweise nahm das Gefahrenpotential mit der Dauer der hormonellen Verhütung von 40 % (nach sechsmonatiger Einnahme) auf 10 % (nach vier- bis siebenjähriger Einnahme) wieder ab.
Die Frauen im Alter zwischen 15 und 19 Jahren scheinen besonders gefährdet zu sein, weil ihr Risiko, eine Depression zu entwickeln, um 80 % erhöht war, sofern sie die Kombi-Pille einnahmen. Bei einer Gestagen-Pille trat bis zu 120 % häufiger eine Depression ein.
Erkranken Frauen, vor allem junge, an einer Depression, so sollten sie vor dem Hintergrund dieser Studie folglich auch die gewählte hormonelle Verhütungsmethode als möglichen Verursacher in Betracht ziehen.
Charlotte Wessel Skovlund et al.
Association of Hormonal Contraception With Depression
JAMA Psychiatry.
9/2016; 73(11): 1154-1162.